Teilnahmen an Deutschen Ländermannschaftsmeisterschaften der Jugend haben für Jugendliche der Karlsruher Schachfreunde schon einige Tradition. Der erste Auftritt des KSF-Nachwuchses auf dieser Bühne, der den Vereinsnachrichten zu entnehmen ist, stammt aus dem Jahr 1989. Drei Jahre später folgte der aus KSF-Sicht der größte Erfolg: Die badische Auswahl der weiblichen Jugend war identisch mit der KSF-Mädchenmannschaft und holte in der Besetzung Veronika Werner, Tina Hauser, Anja Landenberger (damals KSF-Gastspielerin) und Isabel Werner den Titel! Beeindruckender war wohl nur die Meistermannschaft Mittelrhein I des Jahres 1976, in der mit Barbara, Isabel und Susanne Hund drei Schwestern im Viererteam vertreten waren.

Seither ist einige Zeit vergangen und der Modus hat sich geändert. Gesonderte Mädchenmannschaften gibt es nicht mehr und die Mannschaften bestehen heute aus je einem Spieler der Altersklassen U20/U18/U16/U14/U12 sowie je einer Spielerin der Altersklassen U20w/U16w/U12w.

Bei der diesjährigen Meisterschaft wurden gleich zwei Rekorde aufgestellt: Paula kam auf ihre siebte Teilnahme bei den Ländermeisterschaften und verwies damit Veronika, die es auf sechs Teilnahmen brachte, in dieser KSF-internen Wertung auf den zweiten Platz.

Zudem konnten wir einen neuen Teilnehmerrekord verbuchen. Mit Paula, Alex, Sarah (führt die Familientradition weiter), Lukas und Arkady waren fünf KSFler für Baden nominiert – so viele wie noch nie. Während Paula, Alex und Sarah schon bei den Vorjahresmeisterschaften vertreten waren, gaben Lukas und Arkady ihr Debüt. Komplettiert wurde die KSF-Delegation durch Michael Koll als Betreuer, Kristin – wie in den zwei Vorjahren – als Schiedsrichterin der DSJ und Andi, der 1996 als Aktiver für die niedersächsische Auswahl schon DLM-Luft schnupperte, als einer der Trainer der badischen Auswahlen.

Wie bei den zwei vorigen Meisterschaften stellte Baden zwei Teams.

Die Anreise nach Hannover gestaltete sich für einen Großteil der badischen Delegation als ziemlich langwierig: Mit dem Fernbus nach Hannover zu fahren, kostet dann doch relativ viel Zeit. Diejenigen, die mit dem Zug anreisten, waren deutlich schneller unterwegs. Letztlich kamen aber alle gut an.

Am nächsten Tag stand morgens das mittlerweile obligatorische Duell Baden 1 gegen Baden 2 auf dem Programm – die Turnierordnung sieht vor, dass zwei Mannschaften eines Landesverbandes in der ersten Runde gegeneinander gepaart werden müssen. Es gab die für die Baden übliche Stallorder: Alle Partien sollten ausgekämpft werden. Alex und Arkady traten für Baden 2 an. Da Paula erst einen Tag später als die anderen anreiste, spielte Baden 1 ohne KSF-Beteiligung. Sarah und Lukas durften pausieren. Da Baden mit drei Ersatzspielern angereist war, musste von Runde zu Runde durchgewechselt werden. Während Arkady einen vollen Punkt verbuchen konnte, musste Alex den Zähler Baden 1 überlassen. Am Ende stand ein 5:3-Sieg für die erste Mannschaft, der durchaus höher hätte ausfallen können, wenn an Brett 4 nicht der Spieler der Ersten in völliger Gewinnstellung unnötig die Zeit überschritten hätte. Dieses „Unglück“ sollte leider für die Erste ein Fingerzeig für das weitere Turnier sein, während diese Partie für die Zweite der einzige wirkliche Glücksfall blieb.

Am Nachmittag, der spielfrei war, bot sich für viele Teilnehmer die Gelegenheit, das Nordderby Hannover 96 – St. Pauli zu besuchen, welche rege genutzt wurde. Der Rest des Tages wurde für weitere Aktivitäten, wie z.B. den Besuch des Okoberfestes, und zur Vorbereitung auf die nächste Runde genutzt.

Tags darauf stand die erste Doppelrunde auf dem Programm. Baden 1 spielte gegen die erste Mannschaft des Gastgebers, während sich Baden 2 mit der jungen Mannschaft Sachsen-Anhalts messen durfte. Das Match der Ersten sowie eigentlich das ganze Turnier lässt sich mit folgender Stellung zusammenfassen:

Weiß am Zug

Die Lösung ist ganz einfach: Weiß spielt 1.Dxe7+ Dxe7 2.Td7 und gewinnt. …wer ebenfalls dieser Meinung ist: willkommen im Club! Leider hat diese Kombination ein nicht offensichtliches großes Loch… Letztlich stand gegen Niedersachsen 1 ein 4:4 zu Buche.

Für die Zweite lief es besser. Zum 5:3-Sieg steuerten Alex einen vollen Punkt sowie Sarah und Lukas jeweils einen halben Zähler bei.

In der dritten Runde musste Baden 1 gegen Rheinland-Pfalz antreten, die mit Vincent Keymer an Brett 2 einen mittlerweile recht prominenten Spieler aufboten. Dass Vincent, der 7/7 holte, bei der DLM dabei war, verdeutlicht einerseits die Qualität dieser Meisterschaft und andererseits den Stellenwert, den sie einnimmt.

…und tatsächlich hatten wir in dieser Begegnung zum einzigen Mal richtig Glück. Paula setzte in einer eigentlich hoffnungslosen Stellung noch zu einem letzten „Schummeltrick“ an, hatte damit unerwarteten Erfolg und entkam in ein Dauerschach:

Was sollte Weiß gegen das Schach tun?

Damit war der Mannschaftssieg in trockenen Tüchern. Die letzte laufende Partie verdeutlichte allerdings den tollen Teamgeist, der im Team Baden existiert. Diese Begegnung zog die Aufmerksamkeit von teilweise acht Zusschauern auf sich – alles Badener! Diese mentale Unterstützung durch einfache Anwesenheit trug hier auch zählbare Früchte. Unsere Spielerin schaffte es, in einem eigentlich völlig verlorenen Turmendspiel in ein Remis zu entkommen. Endstand: 5:3 für Baden 1 gegen Rheinland-Pfalz, die in der Endabrechnung Dritter wurden.

Baden 2 hatte es mit Württemberg zu tun. Einziger Lichtblick bei der 2:6-Niederlage war die tolle Partie von Alex, der seinen Gegner sauber zerlegte.

Am nächsten Tag folgte die zweite Doppelrunde. In der vierten Runde lief für Baden 1 gegen Hessen nicht viel zusammen und so gab es eine 2,5:5,5-Niederlage. Baden 2 trennte sich 4:4 von Hamburg, wobei es allerdings kein einziges Remis gab.

Trotz der Niederlage in der Runde zuvor bekam Baden 1 in Runde 5 den Tabellenführer und späteren Meister Bayern zugelost. Trotz heftiger Gegenwehr musste man erneut beide Zähler dem Gegner überlassen.

Die zweite Mannschaft trat gegen Mecklenburg-Vorpommern an. Sarah spielte eine Partie, die wahrscheinlich in ihren 60 denkwürdigen Partien einen angemessenen Platz finden würde und konnte voll punkten. Lukas war etwas weniger erfolgreich. Er setzte seine Gegnerin zwar schwer unter Druck, konnte aber nichts Entscheidendes finden und musste zu guter Letzt in eine Punkteteilung einwilligen. Arkady agierte unglücklich und musste eine Niederlage quittieren. An den anderen Brettern lief es in der Summe auch nicht gut für uns und so musste man schließlich eine 3:5-Niederlage einstecken.

Die Bilanz dieses Tages war sehr ernüchternd. Zusammen holten beide Mannschaften gerade einmal einen Mannschaftspunkt.

Die Niederlage hatte für Baden 2 zur Folge, am vorletzten Tag der Meisterschaft in der „Vorhölle“ antreten zu müssen. Insgesamt gab es vier Spielsäle. In den letzten Jahren wurde aufgrund geringerer Teilnehmerzahlen nur in drei davon gespielt. Der Raum mit den hinteren Brettern trug damals scherzhaft den Namen „Patzerzimmer“. Daraufhin wurde eine Steigerung gesucht.

Gegner für Baden 2 war Niedersachsen 2. Der Kampf stand schon nach 15 Minuten 1:0 für uns. Der Gegner von Jasmin, die unsere U20w regelmäßig als Gastspielerin unterstützt, kam kurz nach Ablauf der Karenzzeit an. Wirklich glücklich war Jasmin damit nicht, da sie eigentlich spielen wollte. Vielleicht sollte die DSJ in diesem Punkt über eine Änderung der Karenzzeitregelung nachdenken, dahingehend, dass wenn sich beide Spieler einig sind, ihnen auch gestattet wird, ihre Partie sportlich am Brett auszutragen.

Alex konnte früh einen Bauern erobern und schien auf einem guten Weg zu einem vollen Punkt sein. Leider kosteten ihn einige Ungenauigkeiten nach und nach seinen Vorteil und schließlich musste er sich mit einem halben Punkt begnügen. Besser lief es für Arkady, der seine Partie gewinnen konnte. Insgesamt konnte Baden 2 einen souveränen 5,5:2,5-Sieg verbuchen.

Baden 1 trat gegen Thüringen an, die ihr erstes Brett pausieren ließen. Paula erwischte erneut keine glückliche Partie. Ihr gelang es zwar, eine Figur zu erobern, jedoch ließ sich diese aufgrund der reduzierten Bauernanzahl nicht verwerten und so musste sie doch in eine Punkteteilung einwilligen. Insgesamt war es eine hartumkämpfte Begegnung die Baden 1 knapp mit 4,5:3,5 für sich entscheiden konnte.

Der Nachmittag war spielfrei und gab die Gelegenheit zu einer Flughafenbesichtigung, einem Zoobesuch oder anderen Freizeitaktivitäten.

Die Auslosung der letzten Runde mutete etwas seltsam an: Baden 1 bekam mit Mecklenburg-Vorpommern die an vorletzter Stelle gesetzte Mannschaft vorgesetzt, während Baden 2 mit der an sechs gesetzten Mannschaft Niedersachsen 1 einen recht happigen Gegner bekam. Die beiden badischen Teams spielten an den Tischen 4 und 5 und trafen sich damit in „Nordamerika“ – die Räume in der Jugendherberge sind nach Kontinenten benannt.

Baden 2 war nominell deutlicher Außenseiter. Alex und Sarah zeigten sich in bestechender Form und konnten gegen ihre ca. 200 DWZ-Punkte höher eingestuften Gegner 1,5 Punkte verbuchen. Während Alex seine gewann, entglitt Sarah am Ende noch der Sieg und sie musste sich mit „nur“ einem Remis zufriedengeben. Lukas holte ein souveränes Remis. Lange Zeit sah es so aus, als könnten wir tatsächlich mindestens einen Mannschaftspunkt erobern. Jedoch schlug dann doch wieder das Stellungspech zu, die eine oder andere vielversprechende Stellung ging verloren und so wurde das Turnier mit einer 3:5-Niederlage beendet.

Für Baden 1 ging es darum, einen möglichst hohen Sieg „herauszuschießen“. Paula ging gleich mit gutem Beispiel voran. Sie ließ ihren ganzen Frust über die letzten Tage an ihrem Gegner aus und zertrümmerte schlicht und ergreifend seinen Vorstoßfranzosen. Letztlich gab es für Baden 1 einen 6:2-Abschlusssieg.

In der Endabrechnung kam die erste Mannschaft auf einen sechsten Rang – zu Platz 4 fehlte nur ein einziger Brettpunkt. Der 15. Platz für die zweite Mannschaft wird nicht unbedingt der gezeigten Leistung gerecht. Man hat im Turnier gegen keine der drei weiter hinten platzierten Mannschaften gespielt und allein durch etwas mehr Auslosungsglück in der letzten Runde wäre ein guter Mittelfeldplatz drin gewesen.

Nach Abschluss des Turniers bedankten sich die Spieler noch bei mitgereisten Trainern und überreichten ihnen Präsente. Da es dieses Jahr keine Pokale zu verschenken gab, ließen sie sich etwas Anderes einfallen. So bekam Andi ein tolles Smiley-Kissen, das bei ihm schon einen Ehrenplatz eingenommen hat.

Es waren schöne Tage in Hannover, die viel zu schnell vergingen. Der Zusammenhalt und die Kameradschaft im Team Baden war beeindruckend und in der Wertung „bester Teamgeist“ hätten wir ganz sicher die Nase vorn gehabt. Bei solch einer Truppe fällt es einem nicht schwer, voller Stolz sein SJB-Outfit zu tragen. Wenn man die Gelegenheit hat, für Baden zur DLM zu fahren, sollte man nicht lange nachdenken, sondern gleich zusagen – es lohnt sich!

Bleibt noch, sich bei allen Beteiligten zu bedanken, die die DLM zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Insbesondere an Andrea Lohrmann, Irene Steimbach und Kristin, die die Organisation für die badische Delegation übernommen hatten, an das Ausrichterteam um Jan Krensing, das für ein hervorragendes Turnier gesorgt hat, und an das Schiedsrichterteam, das die Meisterschaften stets souverän leitete.