Das zweite Grenke Chess Open vom 13. bis 17. April 2017 ist Geschichte. Und es war wieder ein sehr beeindruckendes Event! Nicht nur war es das größte bekannte Open, das sich hier in Karlsruhe über Schwarzwaldhalle und auch Gartenhalle erstreckte. Dazu kam auch die Präsenz der Weltklassespieler der Grenke Chess Classic: Magnus Carlsen, Hou Yifan und Co. spielten im selben Saal wie Hunderte von Amateuren! Auch zahlreiche Zuschauer honorierten das und freuten sich über kostenlosen Zutritt und auch die fachkundige Kommentierung über Kopfhörer (5 EUR).
Die Ausrichtung und Präsentation der Turniere war sehr professionell. Der Ausrichter Sven Noppes hat ja schon mit seinen Turnieren in Deizisau einschlägige Erfahrung, Wolfgang Grenke sponsort seit langem Spitzenschach in Deutschland und Hans-Walter Schmitt hat Bahnbrechendes mit seinen Schnellschachturnieren in Frankfurt und Mainz geleistet. All diese Erfahrungen flossen hier ein. Großartig!
1202 Teilnehmer des Events sorgten vermutlich für einen Weltrekord. Hartmut Metz witzelte, dass hier die drei Kuppenheimer Teilnehmer nicht hätten fehlen dürfen. Da will ich erwidern: Von den 39 Vereinsmitgliedern der Karlsruher Schachfreunde wurden aber auch alle benötigt! Unser Verein stellte mit Abstand die meisten Teilnehmer über A-, B- und C-Open summiert.
Im A-Open war Veaceslav Cofman unser erfolgreichster Teilnehmer. Für ihn begann es mit einer Partie auf der Bühne gegen keinen geringeren als GM Gata Kamsky! Zwar ließ ihm der ehemalige WM-Kandidat in dieser Partie keine Chance, aber Veaceslav konterte mit 6 Punkten aus den folgenden 8 Partien und kam dem Ratingpreis (Elo 2200-2101) sehr nahe, verfehlte ihn aber um zwei Buchholzpunkte. Ihm half da auch ein Gegner in der Schlussrunde, der mit Gewalt das Remis vermied, aber dieses Glück gehört dazu. Weitere Teilnehmer unseres Vereins kamen auf 5 Punkte. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich mit diesem Resultat und den vier Titelträgern als Gegnern zufrieden sein muss. Neun Runden an fünf Tagen waren wieder recht anstrengend. Und dass erst in der Schlussrunde meine Variantenberechnung stellenweise aussetzte, will ich durchaus als Erfolg verbuchen.
Auch sonst gingen sicherlich nicht alle Träume auf. Im B-Open hoffte eine Auswahl unserer Spieler auf einen Mannschaftspreis. Abdollah Shahisavandi (6,5 Punkte), Dieter Karzenburg, Peter Zschorsch und Reinhard Friedrich (je 5,5) fehlten am Ende aber ein knapper ganzer oder halber Punkt auf den zweiten bzw. dritten Platz der Mannschaftswertung.
Etliche unserer Spieler erzielten jedoch starke individuelle Resultate, die ihre DWZ nach vorne brachten. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit nenne ich hier einmal Frank Wiesner, Sarah Hund (von 1908 auf 1955). Arkady Chernykh (1907 auf 1937), Lukas Koll (von 1843 auf 1879) und Simon Fidlin (1842 auf 1872). Und im B-Open Dieter Karzenburg (von 1581 auf 1647), Linus Koll (von 1663 auf 1741), Michael Kokschenev (von 1371 auf 1432) sowie Maria Grining (von 1393 auf 1553!).
Natürlich gibt es nichts, was an so einem Event nicht noch zu verbessern wäre. Für meinen Geschmack muss das Turnier nicht mit einer späten, abendlichen Runde am Gründonnerstag um 19 Uhr beginnen, wenn anschließend vier Doppelrunden (je 9 Uhr und 15 Uhr) folgen. Da kaum ein Teilnehmer den gesamten Donnerstag arbeiten und dann im Osterreiseverkehr unterwegs sein wird, um schließlich seine Auftaktpartie zu spielen, müsste doch eine erste Runde auch um 15 Uhr machbar sein. Die zweite Frage, die ich mir stelle: Warum spielen 700 Teilnehmer mit so himmelweit auseinanderliegenden Elozahlen von 1700 bis 2700 in einem Turnier? Hier hätte der Ausrichter auf jeden Fall die Möglichkeit, das Turnier etwa in ein Meisteropen 2200+ Elo und ein A-Turnier zu teilen. Traditionelle Turnier wie Biel oder Groningen haben das schon vor Jahrzehnten so vorgemacht und damit überzeugt.
Auf jeden Fall können wir uns auf eine Fortsetzung der Events freuen, wenn ich Twitter glauben darf: