Tag 0: Die Anreise
Am zweiten Weihnachtsfeiertag machte sich die U14 Mannschaft der Karlsruher SF, bestehend aus Mara, Konstantin, Jonas, Jakob und Maximilian, zusammen mit ihren Betreuern Axel und Benedikt mit der Bahn auf den Weg nach Kelheim. Wegen verspäteter Abfahrt verpassten wir nur einen Anschluss und kamen ca. 45 Minuten später an, was bei der Deutschen Bahn wohl als pünktlich durchgehen würde. Nach dem Einchecken im Hotel suchten wir eine etwa zwei Gehminuten entfernte Pizzeria auf und ließen uns die Genüsse der italienischen Küche schmecken. Gestärkt bereiteten wir uns anschließend auf die Gegner der ersten Runde vor.
Tag 1: Underdogs
Nach einem üppigen Frühstück im Hotel begaben wir uns zu unserem außergewöhnlichen Spiellokal, der MS Renate, einem Schiff auf der Donau. Hier trafen wir auf unsere Gegner USV TU Dresden. Die Dresdner waren uns DWZ-mäßig deutlich überlegen und konnten dies mit einem 4:0 Sieg bestätigen. Konstantin musste durch einen Aussetzer schon früh eine Figur einbüßen und Jakob geriet in einen starken Angriff. Bei Jonas war die Partie lange Zeit ausgeglichen, jedoch stand sein Gegner deutlich aktiver und konnte sich zwei verbundene Freibauern verschaffen. Mara konnte ihre vorteilhafte Stellung in nichts Greifbares verwandeln und übersah schließlich eine Taktik, durch die ihr Gegenüber einen Bauern gewann. Die Dresdner Schachspieler waren klarer Favorit, doch wir lieferten einen guten Kampf. Maximilian war in Runde 1 unser Ersatzspieler und trat in dem gleichzeitig zur DVM stattfindenden 9. Wittelsbacher Weihnachts-Schach-Open an. Dort musste er in Runde 1 eine Niederlage gegen eine 500 DWZ stärkere Gegnerin einstecken.
Mittagessen gab es auf einem zweiten Schiff, der MS Maximilian II. Das Angebot auf der Speisekarte kann nicht als abwechlungsreich beschrieben werden, vor allem, weil sich in den darauffolgenden Tagen wenig änderte. Dafür war dann aber das Essen selbst ganz gut.
Für die Vorbereitung für die Mittagsrunden blieb immer wenig Zeit, doch wir versuchten diese möglichst effizient zu nutzen. Nun ging es gegen den Hamburger SK und erneut waren unsere Gegner die klaren Favoriten. Diesmal hatten wir allerdings deutlich mehr Chancen. Bei Mara befand sich die Partie das ganze Spiel über im Ausgleich und letztendlich konnte unser Brett 1 gegen einen über 2000 DWZ starken Gegner Remis halten. Konstantin hatte das Remis schon fast in der Tasche, wählte dann im Endspiel aber eine falsche Fortsetzung. Auch Jonas und Maximilian hatten gute Chancen, da sie zwischenzeitlich besser oder sogar deutlich besser standen. Jedoch wählten beide einen falschen Plan und mussten sich schließlich geschlagen geben. Somit verloren wir 3.5:0.5, was allerdings eine Verbesserung zur morgendlichen Niederlage darstellte. Jakob spielte im Open eine coole Partie. Er ging All-in und opferte gegen seinen 400 DWZ besseren Gegner eine Figur für Angriff. Gegen diesen konnte sich sein Kontrahent allerdings verteidigen und den Materialvorteil verwerten.
Trotz den beiden Niederlagen war die Stimmung gut. Alle waren sich bewusst, dass wir in den Spielen die Underdogs waren und wir auch leichtere Gegner bekommen werden. In Runde drei sollte dies allerdings noch nicht der Fall sein, da uns die OSG Baden-Baden als nächster Gegner bevorstanden. Davon ließen wir uns aber nicht einschüchtern und unser Ziel war es, wie Maximilian sagte „die Semlinge in die Erde einzupflanzen“ (In Baden-Baden spielten an Brett 1 und 2 die Brüder Julius und Johannes Semling).
Tag 2: Der erste Sieg
Nach unserem morgendlichen Ritual – der Kurzwiederholung der vorbereiteten Schachvarianten – widmeten wir unsere Aufmerksamkeit dem Frühstücksbuffet. Der allgemeine Favorit waren die kleinen Croissants, bei denen ordentlich zugeschlagen wurde. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Spielschiff. Pünktlich um neun Uhr begannen die Partien und ein interessantes Match war zu erwarten. Mara tappte schon früh in eine Eröffnungsfalle, wonach sie nie richtig ins Spiel kam und ihr Gegner seinen Mehrbauern souverän verwertete. Jakob und Maximilian stellten beide einen Bauern ein, hatten dann zwar noch Chancen, aber mussten sich letztendlich doch geschlagen geben. Konstantin erwischte gegen seinen circa 500 DWZ-besseren Gegner einen guten Start und stand deutlich besser. Unser Brett 2 wählte dann aber die falsche Fortsetzung, wonach die passiven Figuren seines Gegners zum Leben erweckt wurden und der Baden-Badener schließlich gewinnen konnte. Unser U14-Team musste erneut ein 4:0 hinnehmen, allerdings diente dieses Ergebnis auch als Motivation besser aufzupassen und weniger einzustellen. Jonas spielte in Runde 3 im Weihnachtsopen und konnte den ersten Sieg erzielen.
Nach etwas Zeit zum Erholen, einer stärkenden Mahlzeit und kurzer Vorbereitung ging es auf zur nächsten Runde. Diesmal stand uns mit den SF Birkenfeld eine etwa gleich gute Mannschaft bevor.
Konstantin hatte es erneut mit einem guten Gegner zu tun und spielte die Eröffnung nahezu perfekt. Dann stellte er seinen Springer aber auf ein passives Feld, wonach sein Gegenüber einen Bauern gewinnen konnte und die Stellung kippte. Nachdem noch zwei weitere Bauern verloren gingen, war nichts mehr zu retten. Jakob spielte seinen Gegner überzeugend zusammen und hatte eine Gewinnstellung erreicht. Dann übersah er allerdings einen taktischen Gegenschlag und es wurde sich wenig später auf Remis geeinigt. Jonas spielte eine wilde Partie mit beidseitigen Gewinnchancen. Das Brett 3 aus Birkenfeld beging aber den letzten Fehler und Jonas konnte einen vernichtenden Angriff starten, der ihm einen vollen Punkt erbrachte. Bei Mara war die Partie bis zum 32. Zug komplett ausgeglichen. Dann spielte ihr Kontrahent aber einen unüberlegten Zug, der ihn einen Bauern kostete. Mara ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen, gewann die Partie und sicherte damit den 2,5:1,5 Mannschaftssieg. Auch Maximilian konnte seine Partie im Open gewinnen und ein erfolgreicher Tag neigte sich dem Ende.
Tag 3: Verpasste Chancen
Die Morgenroutine blieb gleich und die Ambitionen waren hoch. Als Gegner stand die Mannschaft des Schachklubs König Plauen fest und unsere U14er hatten vor, den Königen die Krone zu klauen (aber nicht so wie in der Partie Sevian-Niemann). Dieses Vorhaben fing auch ziemlich gut an, da alle Vier nach wenigen Zügen schon deutlich besser standen. Jonas spielte eine Glanzpartie und konnte nach 19 Zügen die gegnerische Dame gewinnen und somit das Spiel für sich entscheiden. Jakob zerstörte die Holländische Verteidigung seines Gegners, schickte dessen König auf Wanderschaft und konnte durch einen Angriff entscheidend Material erobern. Maximilian hatte gegen seinen Gegenspieler schon nach neun Zügen eine gewinnbringende Taktik, welche er aber übersah. Das Brett vier von dem SK König Plauen konnte seine Stellung konsolidieren und schließlich gewinnen. Mara spielte die Eröffnung hervorragend und hatte deutlichen Vorteil. Durch einen Denkfehler kam ihr Gegenüber allerdings zum Angriff und hatte eine Initiative, die nicht zu bändigen war. Mit einem 2:2 Ergebnis waren die eigenen Erwartungen nicht ganz erfüllt, es gab aber auch keinen Grund unzufrieden zu sein. Konstantin konnte im gleichzeitig stattfindenden Turnier seinen Kontrahenten mit einer DWZ von über 1400 mit Leichtigkeit besiegen.
Nach Rätseln über Ziegen, Autos und Türstehern am Mittagstisch, sowie der üblichen Schnellvorbereitung ging es schon mit Runde 6 weiter. Gegner waren die nur zu dritt Spielenden der VSG 1880 Offenbach. Da das vierte Brett der Offenbacher nicht antreten konnte, gewann Maximilian kampflos. Schon früh glänzte Mara an Brett 1 mit einem überzeugendem Sieg. Nach der Eröffnung erlangte sie eine bessere Stellung mit Angriffschancen, welche Mara folgerichtig ausnutzte und ihren Gegner nach nur 19 Zügen bezwang. Mit einer 2:0 Führung standen die Erwartungen hoch. Konstantin und Jonas hatten eine durchwegs komplizierte Stellung und jedes Ergebnis war möglich. Konstantin hätte ein Remis forcieren können, verrechnete sich dann aber und musste sich geschlagen geben. Auch Jonas hatte sehr gute taktische Möglichkeiten, beging aber den letzten Fehler und musste aufgeben. Somit lautete das Ergebnis schließlich 2:2, ein Resultat mit dem die Mannschaft sichtlich unzufrieden war. Auch bei Jakob lief es nicht wie erhofft, da er im Open gegen einen niedriger gesetzten Gegner resignieren musste. Wir versuchten aber, das so gut wie möglich hinter uns zu lassen und uns auf die letzte Runde gegen die Schachvereinigung Plettenberg 1920 e.V. zu fokussieren.
Tag 4: Schach ohne Grenzen
Zum letzten Spiel bekamen unsere U14er:innen nochmal einen starken Gegner mit einem deutlich höheren DWZ-Schnitt. Pünktlich um 9 Uhr wurden auf dem Spielschiff die Bretter freigegeben und die Spiele begannen. Konstantin, Maximilian und Jakob erwischten keinen guten Start und kamen schon früh ins Hintertreffen. Nach folgendem Materialverlust und schwierigen Stellungen wurden die letzten drei Bretter für die Gegner entschieden. Mara hingegen kam mit deutlichem Vorteil aus der Eröffnung, gewann einen Bauern und konnte die Partie in einen Sieg ummünzen. In der letzten Runde des 9. Wittelsbacher Weihnachts-Opens konnte Jonas seine gute Performance mit einem Schlusssieg krönen. Sein Gegner opferte eine Figur für Angriff, aber Jonas konnte sich ohne Probleme verteidigen und den Materialvorteil verwerten.
Nach einem letzten gemeinsamen Mittagessen auf der MS Maximilian II ging es auch schon mit der Siegerehrung los. Nach einer Rede des Bürgermeisters Kelheims und ein paar Worten der Schiffskapitäne wurden die Sieger bekanntgegeben. Platz 1 ging an das Team des SC Garching 1980 e.V., Zweiter wurde Baden-Baden und die Spieler des SK Doppelbauer Kiel sicherten sich Platz 3. Unsere Mannschaft musste sich mit dem 18. Platz begnügen. Das Ergebnis lag etwas unter der Erwartung, da wir viele verpasste Chancen hatten. Allerdings haben wir viel dazugelernt und hatten jede Menge Spaß. Nach vier langen Tagen anstrengendem Turnierschach waren alle etwas platt. Am Bahnhof auf der Handy-App und im Zug mit den mitgebrachten Klappbrettern ging es mit dem Schachspiel aber direkt weiter. Nach ungefähr 20 Runden Tandem-Schach war die dreistündige Zugfahrt wie im Nichts vorübergegangen.
Am Hauptbahnhof Karlsruhe angekommen freuten sich alle, ihre Eltern/ Geschwister wiederzusehen und hatten viel zu erzählen.
Die Deutschen Vereinsmeisterschaften 2022 der U14 waren zu Ende und wir sind sehr froh, dabei gewesen zu sein.