1. Frauen-Bundesliga in Karlsruhe

Karlsruher SF – Hamburger SK

und

SG Solingen – Karlsruher SF

Das Wunder bleibt aus

1.FBL · 23.-24.3.2024 · Karlsruhe · © Stefan Haas

In unserer Heimspiel-Doppelrunde – es war die erste seit September 2019 – hatten wir Hamburg und Solingen zu Gast. Die Wettkämpfe fanden im Anne-Frank-Haus statt. Auf eine Live-Übertragung haben wir mangels Nutzen für uns sowie aus finanziellen Gründen verzichtet. Wir stehen damit ja nicht alleine da. Die Fans von Baden-Baden und Hamburg mögen darüber traurig gewesen sein – so what …

Dabei hatten wir am Samstag den vermeintlich stärkeren Gegner, Hamburg, vor uns.

  Karlsruher SF 1853 2027 1 : 5 Hamburger SK 1830 2284
1 FM Lena Georgescu 2219 0 : 1 IM Eline Roebers 2369
2 WGM Jessica Schmidt 2179 ½ : ½ WIM Zsoka Gaal 2379
3 Rebecca Doll 1970 0 : 1 WGM Sarah Papp 2281
4 Paula Wiesner 1982 0 : 1 WGM Melanie Lubbe 2236
5 Julia Scheynin 1962 ½ : ½ WGM Judith Fuchs 2236
6 Maria Grining 1848 0 : 1 WIM Sonja Maria Bluhm 2202

Es begann zunächst sehr verheißungsvoll, als Maria durch eine clevere Kombination eine Qualität gewonnen hatte. Allerdings war ihre Königsstellung dabei aufgerissen worden und die Gegnerin hatte etwas Kompensation; und dann rannte Maria auch noch in ein zweizügiges Matt. Julia dagegen fand in der Eröffnung eine solide Aufstellung und hielt die Stellung solide im Gleichgewicht, worauf ihre Gegnerin nach der Zeitkontrolle eine Zugwiederholung forcierte. Jessica hatte sich um etwas Angriff am Königsflügel bemüht, doch der Angriff ihrer Gegnerin am Damenflügel schien bedrohlicher zu sein und gab ihr schließlich die etwas bessere Bauernstellung, doch hier konnte Jessica mit ihrer aktiven Dame das Remis forcieren. Rebeccas Gegnerin fand ein interessantes Figurenopfer für zwei Bauern und Angriff am Königsflügel; Rebecca hätte nun einen weiteren Bauern geben müssen, um den Angriff abzuwehren, griff aber fehl und stand bald auf verlorenem Posten. Auch Paula wurde im Mittelspiel nach zwei kaum merklichen Ungenauigkeiten überspielt, verlor zwei Bauern und war danach ebenso chancenlos. Am längsten kämpfte Lena. Sie hatte darauf gesetzt, dass der Läufer ihrer Gegnerin hinter den zahlreichen Bauern der eigenen Farbe schwach bleiben würde, doch nach zahlreichen Bauerntäuschen wurde der Läufer schließlich aktiv und entschied schließlich – bei Lenas vereinzelten Bauerninseln – die Partie. Das 1:5 war zwar etwas enttäuschend, aber letztlich nicht völlig unerwartet.

Baden-Baden setzte sich im Parallelspiel gegen Solingen souverän mit 4½:1½ durch.

Die Überraschung des Tages war aber der 4½:1½-Sieg von Löberitz gegen Deizisau.

Am Sonntag stand uns der vermeintlich weniger schwere Gegner Solingen gegenüber.

  SG Solingen 1868 2210 5 : 1 Karlsruher SF 1853 2027
1 WIM Kateryna Dolzhykova 2307 ½ ½ FM Lena Georgescu 2219
2 FM Machteld van Foreest 2291 1 0 WGM Jessica Schmidt 2179
3 WIM Annmarie Mütsch 2255 1 0 Rebecca Doll 1970
4 WIM Inna Agrest 2244 1 0 Paula Wiesner 1982
5 IM Anna Zozulia 2222 1 0 Julia Scheynin 1962
6 Melanie Müdder 1940 ½ ½ Maria Grining 1848

Gegen eine etwas zweifelhafte Variante ihrer Gegnerin kam Lena aus der Eröffnung mit etwas Vorteil, der sich dann aber bald verflüchtigte – also remis. Maria eroberte in der Eröffnung einen Bauern, der aber vielleicht nicht viel wert gewesen wäre. Der rabiate Widerlegungsversuch ihrer Gegnerin überließ dieser zwar eine Qualität, dafür aber einen eingesperrten Springer auf a8, der dank Marias cleverer Verteidigung bald verlorenging. Mit Läufer und Springer gegen einen Turm, bei vier gegen vier Bauern, sah die Sache nun ganz gut für Maria aus, doch ihre Gegnerin konnte so viel Druck entwickeln, dass Maria sich mit dem halben Punkt begnügen musste. Julia, Rebecca, Paula und Jessica waren zwar alle gut aus der Eröffnung gekommen und hatten zum Teil sogar leichte Vorteile herausgespielt, wurden aber alle nach und nach durch die größere Spielstärke ihrer Gegnerinnen zurückgedrängt und unterlagen schließlich. So fühlte sich das zweite 1:5 noch unbefriedigender an als das erste am Tage zuvor.

Baden-Baden war im Parallelspiel gegen Hamburg indisponiert und verlor 2½:3½.

Ich denke, dass wir als Veranstalter unsere Sache gut gemacht haben; das Spiellokal war in Ordnung und die Verpflegung wurde gut angenommen. Rückmeldungen gab es keine; es gibt eben Mannschaften, die kommen und gehen, ohne Hallo, hoppla, danke oder auf Wiedersehen zu sagen. Nur das Verhältnis zu unserem Reisepartner ist zum Glück traditionell sehr gut, insbesondere dank ihres Teamcaptains, den wir nach dem heutigen Rückschlag bedauern.

Eher geringere Begeisterung beim Berichterstatter löste das Schiedsrichter-Gespann aus; neben einer mangelhaften Kommunikation untereinander und mit mir / uns war es besonders frustrierend, dass meinen wiederholten Bitten und Hinweise auf nicht lesbare Notationen zwar stets zugestimmt wurde, jedoch die Bereitschaft fehlte, gegen diese offensichtlichen Verstöße gegen die FIDE-Regeln (muss man die etwa zitieren?) vorzugehen, wie z.B. eine Abschrift zu verlangen – wer glaubt, die Schiedsrichter hätten da richtig gehandelt?