U16-Team mit starker Leistung
DVM U16 · Walldorf · 26.12.-30.12.2017 · Von Andreas Vinke
Die DVM U16 2017 fand in Walldorf statt. Der ausrichtende SV Walldorf stellte eine hervorragende Meisterschaft auf die Beine. Insbesondere geht ein herzliches Dankeschön an den Vorsitzenden des SV Walldorf, Peter Schell, der die Hauptverantwortung für die Organisation des Turniers trug.
Übernachtet und gespielt wurde im 4-Sterne-Leonardo-Hotel Walldorf. Das Hotel bot ideale Bedingungen. Bei der schönen Einrichtung des Hotels, freiem WLAN überall im Hotel und dem freundlichen und stets zuvorkommenden Personal fiel es wirklich nicht schwer, sich wohlzufühlen.
Gespielt wurde in den kombinierbaren Tagungsräumen Merkur, Venus, Erde und Mars. Je weiter weg man von der Sonne war, desto besser stand man im Turnier.
An dieser Stelle sei auch den Schiedsrichtern Steffen Erfle und Reiner Scholte gedankt, die das Turnier stets souverän und sympathisch leiteten.
Bei der Liveübertragung wurden vom SV Walldorf neue Maßstäbe gesetzt. Unglaubliche acht von zehn Tischen waren mit DGT-Brettern ausgestattet. Hier ein herzliches Dankeschön an Marc Lang, der die Übertragung an diesen 32 Brettern betreute. Vor dem Turniersaal waren zwei Bildschirme aufgestellt, an denen die Zuschauer das Geschehen auf den Livebrettern verfolgen konnten. Dieses Angebot wurde rege genutzt und so entstanden ständig lebhafte Diskussionen über die laufenden Partien.
Bei der Siegerehrung konnte sich jeder Teilnehmer über einen schönen Erinnerungspokal freuen.
Insgesamt war es also eine herausragende Veranstaltung und man kann nur hoffen, dass sich der SV Walldorf erneut um die Ausrichtung einer DVM bewirbt.
Die für eine DVM ungewöhnlich kurze Anreise verlief problemlos. Bei der Betreuerbesprechung ließ sich Andi – mittlerweile standardmäßig – ins Schiedsgericht wählen, das allerdings glücklicherweise nicht gebraucht wurde.
Unsere Mannschaft bestehend aus Lukas, Linus, Simon, Leon und Yuan war an sieben gesetzt. Damit spielten wir schon in der ersten Runde an den Livebrettern und es wurde das Ziel ausgegeben, in allen Runden an Livebrettern zu spielen, was uns auch gelang.
In der ersten Runde spielten wir gegen den SVG Saarbrücken. Simon und Leon fanden keine Mittel um ihre Gegner unter Druck zu setzen und mussten sich jeweils mit einem Remis begnügen.
Lukas gewann früh in der Partie als Schwarzer in einer Maroczy-Stellung durch einen taktischen Trick den wichtigen Bauern e4. Daraufhin setzte sein Gegner alles auf eine Karte, opferte eine Qualität und griff den schwarzen König an. Lukas verteidigte sich jedoch umsichtig und konnte das Mehrmaterial zur Geltung bringen.
Bei Linus kam eine vorbereitete Variante der Aljechin-Verteidigung aufs Brett. Der Rechner ist zwar der Meinung, dass Schwarz hier OK sei, jedoch sind die entstehenden Stellungen für einen Menschen sehr schwer zu spielen. So kam es dann auch, dass Linus Gegner nicht die richtigen Züge fand und die schwarze Stellung einfach zertrümmert wurde. Nach nur 23 Zügen war der schwarze König erlegt.
Insgesamt gab es also einen 3:1-Auftaktsieg und damit einen guten Start ins Turnier.
In der zweiten Runde hatten wir schon den Mars erreicht. Wir spielten an Tisch 1 gegen den Setzranglistenersten Aufbau Elbe Magdeburg, die einen um über 200 Punkte höheren DWZ-Schnitt aufzuweisen hatten als wir. In dieser Runde ließen wir Lukas pausieren. Vermutlich gingen wir damit auch den gegnerischen Vorbereitungen aus dem Weg.
Linus hatte es an Brett 1 mit einem um ca. 350 Punkte stärkeren Gegner zu tun. Er verteidigte sich verbissen und hielt die Stellung lange Zeit einigermaßen ausgeglichen. Nach einigen Ungenauigkeiten musste er leider doch die Segel streichen.
Richtig gut lief es bei Simon. Er kam in eine Stellung, die er bestens verstand. Da half seinem Gegner auch sein DWZ-Plus von 300 Punkten nichts und Simon fuhr einen souveränen Sieg ein.
Auch bei Leon und Yuan war von einem DWZ-Unterschied zu unseren Ungunsten nichts zu sehen. Yuan bekam die vorbereitete Variante aufs Brett und setzte seinen Gegner schwer unter Druck. Leon fand auch gut in Partie und hätte zwischenzeitlich sogar eine Figur gewinnen können. Leider ließ er diese Gelegenheit aus, beging in der Folge einige Ungenauigkeiten und musste schließlich doch eine Niederlage quittieren.
Yuan versäumte es, durch eine zugegebenermaßen sehr schwer zu sehende Kombination Material zu gewinnen, holte aber im Endspiel dennoch problemlos ein Remis.
Trotz der Niederlage war es eine herausragende Vorstellung der Jungs und mit ein bisschen mehr Glück wäre sogar ein nicht für möglich gehaltener Sieg drin gewesen.
Die dritte Runde bescherte uns mit der SG Turm Leipzig einen durchaus machbaren Gegner. Leon setzte seinen Gegner schon früh schwer unter Druck und schon nach 18 Zügen war sein Gegner gezwungen, einen versteckten taktischen Trick zu finden, um überhaupt noch in der Partie zu bleiben. Nachdem ihm das nicht gelang, folgte eine noch verhältnismäßig lange BNA-Phase, die mit einem verdienten Sieg von Leon endete.
An Brett 4 tat Yuans Gegner ihm den Gefallen, im O’Kelly-Sizilianer das etwas zweifelhafte 3.d4 zu spielen. Yuan spielte daraufhin eine schöne Positionspartie, in der er am Ende den vollen Punkt verbuchen konnte.
Bei Simon sah es zunächst gut aus. In der Eröffnung erlangte er als Schwarzer bereits Vorteil. In einem Botwinnik-Aufbau kam er zum Vorstoß f5-f4 und ließ auch schon die übrigen Königsflügelbauern bedrohlich auf den gegnerischen König zurollen. Irgendetwas lief in der Folge jedoch schief und so fand sich Simon in einem Endspiel mit einem Minusbauern wieder, das er aber ohne nennenswerte Probleme halten konnte.
Lukas kam an Brett 1 sehr gut aus der Eröffnung, verlor dann aber den Faden und sah sich mit großen Schwierigkeiten konfrontiert. Er gab zwei Bauern, um in ein Damenendspiel mit zusätzlichen ungleichfarbigen Läufern zu gelangen. Hier begann das Spiel „Festung oder Bruchbude?“ Es hat den Anschein, dass Lukas Gegenspiel tatsächlich objektiv ausreichte, um die Stellung zu halten. Auch als er in der Folge seinen Läufer gegen die gegnerischen Mehrbauern gab, schien die Stellung immer noch haltbar zu sein. Kollege Computer findet so spontan auch keinen Gewinnweg. Leider leistete sich Lukas noch Unachtsamkeiten und so musste er nach einer wahren Marathonpartie doch kapitulieren.
Dies änderte jedoch nichts mehr am schon feststehenden Mannschaftssieg.
In der vierten Runde wurde uns die SG Bochum zugelost.
Simon brachte uns früh in Führung. In einem Winawer-Franzosen rochierte sein Gegner nach 7.Dg4 in den weißen Angriff hinein. Beim obligarischen Abtausch des weißen weißfeldrigen Läufers gegen einen schwarzen nahm er fehlerhaft mit dem h- statt des Bauern wieder. Die Strafe folgte auf dem Fuße. Nach nur 15 Zügen war die Partie beendet.
Yuans Partie mündete schon früh in ein Endspiel, in dem Yuan schon bald einen Bauern erobern konnte. Er hatte jedoch seine Entwicklung vernachlässigt und musste erst noch kämpfen, bis der Mehrbauer tatsächlich ein gesunder Mehrbauer war, den er schließlich sicher zum Sieg verwerten konnte.
Linus hatte einige kritische Momente zu überstehen. Schließlich erreichte er ein Leichtfigurenendspiel, in dem er tendenziell besser stand. Der gegnerische König war hier am Brettrand eingeklemmt. Aufgrund einer ansonsten nicht zu deckenden Mattdrohung musste Linus Gegner eine Figur für zwei Bauern geben. Leider war das entstehende Endspiel trotz des Materialvorteils wohl nicht zu gewinnen und so wurde hier Frieden geschlossen.
An Brett 1 spielte Lukas mal wieder „Festung oder Bruchbude“. Eigentlich hatte Lukas die Stellung komplett abgeriegelt, so dass sein Gegner seinen Qualitätsvorteil eigentlich nicht verwerten konnte. Leider fand Lukas das eine oder andere Mal nicht die richtige Idee und so wurde seine Stellung immer kritischer, bis sie schließlich nicht mehr zu halten war.
Dies fiel allerdings erneut nicht ins Gewicht, da der Mannschaftssieg schon vorher feststand.
Mit dem Hamburger SK gab es in der fünften Runde einen ganz dicken Brocken. Lukas durfte sich mit Luis Engel messen, der mit einer DWZ von 2330 der mit Abstand stärkste Spieler des Turniers war und auch den Preis für das beste Brett 1 gewann. In einem Vorstoß-Caro-Kann hielt Lukas lange Zeit voll dagegen und erreichte ein haltbares Endspiel, in dem er zwischenzeitlich das Remis hätte sichern können. Durch eine Ungenauigkeit ließ er jedoch einen Königsangriff zu, den sein Gegner umgehend zum vollen Punkt verwertete.
Bei Leon lief einfach gar nichts zusammen und so musste er eine schnelle Niederlage einstecken.
Yuan erinnerte sich leider nicht an die Vorbereitung, geriet schnell in Schwierigkeiten und verlor ebenfalls.
Linus spielte gegen den „Tigers Modern“ seines Gegners mutig und aggressiv. Nach einigem Hin und Her bekam er allmählich die Oberhand und hatte die Gelegenheit, seinen Gegner mattzusetzen. Der Rechner sagt schon „Matt in 9“. Leider ließ er diese Möglichkeit aus und musste sich am Ende mit einem Remis begnügen.
So stand am Ende die erwartet hohe Niederlage zu Buche.
Die sechste Runde brachte uns ein Duell mit den SF Augsburg. Leon setzte seinem Gegner schon früh schwer zu. Schon nach 14 Zügen konnte kaum mehr eine gegnerische Figur ziehen. Leider begnügte sich Leon dann mit einem Qualitätsgewinn, anstatt eine glatte Figur einzusacken. So war noch eine Menge Technik vonnöten, bis der Punkt dann doch ganz eingefahren werden konnte.
Lukas fand sich erneut in einem Vorstoß-Caro-Kann wieder. Dieses Mal lief die Partie noch besser und so konnte Lukas im Endspiel sogar noch einiges probieren, ob nicht eventuell ein ganzer Punkt drin wäre. Der Gegner verteidigte sich jedoch umsichtig und so wurde hier ein Remis vereinbart.
Linus behandelte seine Stellung vielleicht etwas zu mutig und sah sich in der Folge mit einigen Problemen konfrontiert. Das entstehende Damenendspiel bot jedoch trotz einiger Minusbauern aufgrund von Dauerschachideen gute Remischancen. Leider wählte Linus für seinen König den falschen Aufenthaltsort und lief in ein Matt.
Simons Gegner behandelte die Eröffnung reichlich unkonventionell. Gegen den Vormarsch der Königsflügelbauern fand Simon leider nicht das richtige Mittel und geriet schwer unter Druck. Ein taktisches Versehen bedeutete schließlich das Ende aller Hoffnungen.
Damit war eine etwas enttäuschende Mannschaftsniederlage besiegelt.
In der Schlussrunde bekamen wir mit dem Post SV Uelzen den schwerstmöglichen Gegner zugelost.
Linus Partie war als erste vorbei. Er war zwar von einem frühen Springeropfer seines Gegners überrascht worden, behielt allerdings einen kühlen Kopf und schon nach elf Zügen stand das Remis durch dreimalige Stellungswiederholung fest.
Lukas versuchte sich als Weißer in einem Katalanen. Er bekam nie Probleme und steuerte so einer sicheren Punkteteilung entgegen.
Bei Simon schlug die Vorbereitung voll zu. Der Gegner wählte eine riskante Variante in der Französischen Verteidigung. Simon konnte die ersten 18 Züge herunterblitzen, während sein Gegner schon nach neun Zügen nachdenken musste. Es entstand eine Stellung, die für Schwarz zwar objektiv völlig in Ordnung, aber sehr schwer zu spielen ist. Simon setzte die richtigen Nadelstiche und schon bald fand sein Gegner nicht mehr die richtigen Verteidigungszüge. Durch den ebenfalls in der Vorbereitung angesprochenen Plan h2-h4-h5-h6-h7-h8 wurde die Partie schließlich beendet.
Yuan spielte einen Igel und geriet nie wirklich in Gefahr. Als er die Gelegenheit zu einem Dauerschach nutzte, war der Mannschaftssieg in trockenen Tüchern.
Insgesamt war es eine überzeugende Vorstellung unserer Truppe. Uns wurde relativ wenig geschenkt und trotz einiger ungenutzter Gelegenheiten kamen wir am Ende auf sehr gute acht Mannschaftspunkte und einen hervorragenden sechsten Platz.